Chronik von Neugablonz
Der Stadtteil Neugablonz - eine Vertriebenenstadt
gegründet auf dem Gelände einer Fabrik der Dynamit AG im Jahr 1946 von vertriebenen Sudetendeutschen aus dem Kreis Gablonz, Nordböhmen. Im Kreis Gablonz war die weltweit bekannte Gablonzer Glas- und Schmuckindustrie beheimatet, die ihren Ursprung bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen kann. 1945 hatte der Kreis Gablonz ca. 100.000 deutsche Einwohner, 18.000 von ihnen siedelten sich im Raum Kaufbeuren an. Neugablonz entstand auf dem Ruinenfeld eines Munitionsgeländes des Zweiten Weltkrieges. Unter vielen Entbehrungen, aus dem Nichts, bauten hier die Gablonzer ihre Industrie wieder auf, schufen sich Wohnungen und Werkstätten und - großteils in Eigenleistung- ein erlebenswertes Umfeld.
Neugablonz, Stadtteil von Kaufbeuren mit ca. 14.000 Einwohnern, ist heute das Modeschmuck-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. In den 130 Betrieben der Gablonzer Industrie im Allgäu mit ihren ca. 1.200 Mitarbeitern werden jährlich tausende neuer Entwürfe geschaffen. Handelsverbindungen in alle Welt garantieren den Vertrieb.
Neugablonz ist die einzige Siedlung dieser Größenordnung, die von einer geschlossenen Bevölkerungsgruppe aus den Vertreibungsgebieten gegründet worden ist. Sie ist die Einzige, die den Namen einer ehemals deutschen Stadt trägt.
Tradition, Lebensart, kulturelle Bindungen, Brauchtum, Mundart der Gablonzer blieben so weitgehend erhalten. Neugablonz nimmt eine besondere Stellung in der Nachkriegsgeschichte ein, es gilt als Denkmal der Aufbauleistungen der vertriebenen Deutschen schlechthin.
Erinnerungen an die Herkunft der Neugablonzer begegnet man an vielen Orten: Das Gablonzer Haus, das Haus der Industrie, den Rüdigerbrunnen - bis 1945 Wahrzeichen der Stadt Gablonz, den Isergebirgsbrunnen, das Vertriebenen-Denkmal, Straßennamen und vieles andere mehr.